Impulse João Luiz Pozzobon – Pilger der Hoffnung 75 Jahre Kampagne der Pilgernden Gottesmutter von Schönstatt

Bild1 J.P. Pilger der Hoffnung

Impuls 7         Juli 2025

João Luiz Pozzobon – Vater der Armen

Am 13. Dezember 2007 fand im Landtag von Rio Grande do Sul eine Gedenkstunde zu Ehren von João Luiz Pozzobon statt. In dieser Feierstunde stellte der Abgeordnete Fabiano Pereira den anwesenden Landtagsabgeordneten und Gästen João Pozzobon vor als beeindruckende Persönlichkeit, als unermüdlichen Pilger, als bedeutend durch soziales Wirken, als Laie, Familienvater und als Diener Gottes.

 

J. Pozzobon und Familien Vila Nobre

Pereira sagte: „Ein Mann, der hier im Staat Rio Grande geboren wurde und die Welt gestaltet hat, indem er Liebe zum Leben und zu Maria und Ehrfurcht vor dem Nächsten verbreitete.“

J. Pozzobon liebte die Armen, kümmerte sich um Kranke und Gefangene, besuchte sie mit der Pilgernden Gottesmutter, hörte ihnen zu, gab ihnen Trost und vor allem brachte er ihnen die Mutter. Er selber sagte einmal:

 

„Ich vertraute auf die Vorsehung.
Ich war Familienvater, nie war ich ein reicher Mann.
Aber ich wusste, dass Gott gut ist und jene, die ihrem Nächsten dienen, nicht verlässt.“

 

In seinem Haus hatte er immer etwas für die Armen in seiner Küche bereit. Am Brunnen neben seinem Haus baute J. Pozzobon eine Bank und stellte ein Glas darauf, weil er wusste, dass viele Leute vorbeikamen. Sie sollten dort rasten können, etwas Wasser trinken und auf der Bank ausruhen.

 

„Auch der ‚Cerrito‘ kann verwandelt werden.“

Im Juli 1952 führte ihn sein Weg mit der Pilgernden Gottesmutter in eine kleine Gebirgsregion. Es hatte den Namen Cerrito. Hier traf er auf ungefähr 15 Familien, die in bitterster Armut lebten: Materiell – Sie lebten vom Betteln; kulturell – Erwachsene und Kinder waren Analphabeten, religiös: sie hatten kein religiöses Wissen. Niemand konnte diesen Ort bei Nacht durchqueren, ohne dabei in Lebensgefahr zu kommen. Aber J. Pozzobon, der schon so viele gute Erfahrungen mit der Pilgernden Gottesmutter gemacht hatte, war überzeugt: „Auch der ‚Cerrito‘ kann verwandelt werden. Ich werde mit dem Rosenkranzgebet beginnen.“

 

Und wie die Gottesmutter zu Elisabeth über das Gebirge eilte, um ihr dienend zu helfen, so tat es auch J. Pozzobon: immer wieder kam er, um den Menschen hier dienend zu helfen.

Jeden Abend brachte er das Pilgerheiligtum in eine Hütte und gemeinsam mit der Familie betete er den Rosenkranz. Am Schluss machten sie eine Wallfahrt und betend und singend brachten sie die Gottesmutter in ein anderes Haus.

 

Leute bei kleiner Kapelle

Neben den Familienbesuchen am Abend erwarb er dort ein kleines Grundstück und errichtete mit der Hilfe aller Bewohner eine kleine Kapelle aus Brettern und mit einem Strohdach. Sie wurde der Mutter und Königin Schönstatts geweiht.

Die Kapelle wurde den ärmlichen Verhältnissen entsprechend „à Capelinha de Capim“, das Graskapellchen genannt.

Am 23. Dezember 1952 war sie fertig und die Armen trafen sich erstmals zu einer Weihnachtsfeier dort. Neben der religiösen Feier wurden sie auch mit Kaffee und Kuchen bewirtet und die Kinder mit Süßigkeiten beschenkt. Für diese Familien war es das erste Mal, dass sie an so einer Feier teilnehmen durften. Jeden Sonntag um 14.00 Uhr betete Herr Pozzobon hier mit dem einfachen Volk den Rosenkranz.

Die Errichtung einer Grundschule 1954 war ein weiterer wichtiger Schritt. Da eine ausgebildete Lehrerin zu teuer gewesen wäre, unterrichtete eine seiner Töchter die Kinder. Das Gelände ließ er mit Schattenbäumen bepflanzen, so diente es den Kindern als Schulhof und der Kapellengemeinde für größere Veranstaltungen. Hinter der Kapelle baute er für eine Wächterfamilie ein Haus, die auch für die Sauberkeit und Ordnung verantwortlich war.

 

Die Villa Nobre da Caridade                       

Bewegt von der Not obdachloser Familien gründete Pozzobon am 1. Mai 1954 die

„Villa Nobre da Caridade“ – das Dorf edler Nächstenliebe. Entlang des Zuweges zum Kapellchen konnte er ein Grundstück zum Bau von 13 Häuschen erwerben, wo obdachlose Familien gratis wohnen konnten.

 

„Kostenlose Unterkunft für arme Leute, um sie zu erziehen,
ihr Selbstwertgefühl als Arme zu heben, Staatsbürger aus ihnen zu machen
und ihnen auch religiöses Wissen zu vermitteln.“

 

Das war sein Anliegen. Er stellte Verhaltensregeln auf, auf die sie sich vertraglich verpflichteten und an die sie sich halten mussten. „Bei einer solchen Siedlung muss man sehr aufpassen, dass sie nicht in Verruf kommt“, sagte er; „da sie eine Siedlung der Gottesmutter ist, darf dies nicht geschehen.“

 

J. Pozzobon schenkte den Menschen seine Vaterliebe und Vatersorge, war aber auch eine Vaterautorität für sie. Sie nannten ihn „ihren Vater“.

 

1964 wurde die Graskapelle durch eine schönere und größere, mit Ziegeln gedeckte ersetzt. Blau angestrichen sollte sie auf Maria und den Himmel hinweisen. Sie wurde am 1. Mai mit großer Beteiligung des Volks gesegnet und erhielt den Namen „Capelinha Azul“. (blaue Kapelle). Da die Kapelle auch als Grundschule diente, war sie ein Fortschritt und eine Verbesserung für die Lehrkraft und die Schüler.

 

In echter „Vatersorge“ den ganzen Menschen im Blick

Wie sehr die Unterrichtung der Kinder ihm ein Herzensanliegen war, zeigt ein Brief, den er im März 1957 an den Ministerpräsidenten von Rio Grande do Sul schrieb. Durch die Schulkampagne hatte er manches beobachtet. Er teilte diese Erfahrungen dem Ministerpräsidenten mit. Unter anderem wies er darauf hin, wie wichtig Schulbildung für die Kinder der Armen ist, da sie ohne jegliche Schulbildung sehr schnell in die Kriminalität absinken. Darum bat er, durch ein Gesetz die Eltern zu verpflichten, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Er erinnerte an die Verantwortung der Eltern und des Staates für eine gute Erziehung und Bildung der Kinder, zum Wohle der Kinder, ihrer Eltern und des Vaterlandes.

João hatte keine Scheu vor weltlichen und kirchlichen Autoritäten. So macht er den Präfekten des Stadt- und Landkreises Santa Maria auf Missstände aufmerksam und macht Vorschläge zur Verbesserung. Doch bedankte er sich auch bei diesem, als dieser bei den Omnibushaltestellen Überdachungen und Sitzbänke anbringen ließ.

 

João Pozzobon war sehr darauf bedacht, dass vor dem Gesetz alles in Ordnung war. Ob Grundstücke, Häuser, Schulen, Kapellen, Mietverträge, Kreuzweg etc. alles war von den zuständigen staatlichen, bzw. kirchlichen Instanzen legalisiert.

Ebenso hat er dafür gesorgt, dass die Familien mit Eltern und Kindern auf dem Standesamt angemeldet wurden. Er sagte, wenn sie nicht angemeldet sind, sind sie offiziell keine Bürger Brasiliens, sie können nicht wählen, bekommen kein Kindergeld, die Kinder stehen nicht in den Schullisten usw.

 

 

 

 

Sich nicht entmutigen lassen

J. Pozzobon erlebte, dass bei all seinen Bemühungen auch Enttäuschungen nicht ausblieben. Durch Alkoholmissbrauch z. B. gab es immer wieder Misserfolge. Doch bei allen Niederlagen bereute er nie, die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter mit sozialen Aktionen in Verbindung gebracht zu haben.

Er sagte: „… wir würden nie bereuen, was wir hier getan haben. Nie werden wir jene Frau vergessen, die (zur Kirche) zurückgefunden hat und jetzt eine vorbildliche Familienmutter ist, oder jene gefährlichen Typen, die Trinker und Vagabunden, die ihr Leben geändert haben.“

 

Fühlen, was der andere fühlt

Eines seiner letzten Unternehmen war die Errichtung eines festen und dauerhaften Kreuzweges entlang der Straße vom Schönstattheiligtum in Santa Maria zur „Villa Nobre“. Es war sein Anliegen, dass die Armen in Schönstatt nicht vergessen werden. Der Kreuzweg sollte zu den Armen gehen, andererseits aber auch diese zum Heiligtum führen.

Er sagt: „Es ist notwendig, zu den leidenden Brüdern zu gehen, um zu fühlen, was der andere fühlt, und dieses Leiden mit dem des Erlösers zu vereinen.“

Die Echtheit unseres Liebesbündnisses mit Gott und der Gottesmutter, so Pater Kentenich, zeigt sich in der Echtheit der Liebe zum Nächsten. J. Pozzobon war ein tiefgläubiger, gottverbundener Mensch, der aus der Bindung an Gott und die Gottesmutter heraus aktiv wurde, um mitzuhelfen die soziale Not der Menschen zu lindern und damit die sozialen Probleme unserer Zeit zu lösen. Er war dabei überzeugt: „Alles, was durch unsere Hände ge­schaffen wurde, ist ein Werk vom Heiligtum der Mutter und Köni­gin.“

 

        

Was nehmen wir mit in den Juli?

„Lassen wir die Armen nie allein!“  (Papst Franziskus)

Das Beispiel von J. Pozzobon ermutigt uns, das Leid der Menschen um uns herum wahrzunehmen und auf sie zuzugehen. Es ermutigt uns wie Maria „über das Gebirge“ zu gehen und anderen in ihrer Not helfend beizustehen. Die Armen, das sind nicht nur die materiell Armen, sondern auch die Einsamen, Kranken, Alleingelassenen. Zu ihnen sind wir gesandt als Missionare der Hoffnung.

Dienst an den Armen kann für mich bedeuten:

* jemand aus seiner Einsamkeit herausholen, in dem ich ihn besuche, mir Zeit nehme.

* Das Lächeln der Gottesmutter weiterschenken.

 

 

 

 

Neue Beiträge

Archiv